“Unsere” DGD-Geschichte

Alles begann…
am 20.10.1899 mit der Gründung unserer Schwesternschaft durch Pfarrer Ferdinand Blazejewski. Die ersten vier Schwestern lebten und arbeiteten mit dem Ehepaar Blazejewski im Pfarrhaus in Borken/Ostpreußen.

Das erste Mutterhaus
Nach dem plötzlichenTod von Pfarrer Blazejewski im Alter von 38 Jahren übernahm Pfarrer Theophil Krawielitzki die Schwesternschaft und holte sie nach Vandsburg/Westpreußen. Schnell vergrößerte sich die Anzahl der Schwestern. Aus dem senfkornartigen Anfang wurde bald ein großer Baum: der Deutsche Gemeinschafts-Diakonieverband mit der Zentrale in Marburg.

Der 1. Weltkrieg teilte unsere Schwesternschaft
Nach dem Ersten Weltkrieg kam Vandsburg unter polnische Regierung. Eine Gruppe von Schwestern konnte im Land bleiben und weiterarbeiten, während 300 Diakonissen sich nach einer neuen Heimat umsehen mussten. Die Suche nach dem Diakonissen-Mutterhaus “Neuvandsburg” fand ihren Abschluss, als ein Anwesen in Elbingerode (Harz) erworben werden konnte.

Erneute Teilung nach dem 2. Weltkrieg
Am 1. Juli 1945 besetzte die russische Besatzungsmacht Elbingerode. Und über Nacht teilte sich die Schwesternschaft erneut. Die einen blieben in der Unsicherheit zurück, die anderen zogen in die Unsicherheit hinein.

Auf der Flucht…
besichtigten die Schwestern mehrere Anwesen. Darunter auch die „Bleibergquelle“ am Stadtrand von Velbert. Sie war bereits der Stadt Essen zugesprochen und eine Übernahme schien nach menschlichem Ermessen vollkommen aussichtslos. Doch die Schwestern beteten und die „Bleibergquelle“ wurde ihr neues Zuhause.

Ihre neue Heimat in der „Bleibergquelle“…
fanden die Schwestern am 1. November 1945. Sie zogen in ein Haus mit zertrümmerten Fenstern, ohne Einrichtung, ohne Lebensmittel- und Kohlevorräte. Stattdessen mussten sie zuerst fast unüberwindlichen Schmutz beseitigen. Täglich beteten sie für die notwendigen Lebensmittel. Und Gott schenkte ihnen oft unerwartete Hilfe aus der umliegenden Nachbarschaft.

Das Diakonissen-Mutterhaus wird zum Lazarett
Nachdem sich die Schwestern notdürftig eingerichtet hatten, begannen sie auf dem Gelände der Bleibergquelle in zwei Lazarett-Baracken zunächst mit der Krankenpflege von Kriegsverletzten und mit der Pflege von alten Menschen. Schon bald durften diese umziehen in ein neu erbautes Altenheim.
Gleichzeitig wurden immer mehr Menschen von den Konferenzen und Gottesdiensten in der Bleibergquelle angezogen. Die Raumnot machte erfinderisch: Es wurde ein großes Zelt für die zahlreichen Besucher aufgebaut. Im Jahr 1959 entstand dann die Kirchhalle als Ort für Gottesdienste und Veranstaltungen, wie die jährliche Pfingstkonferenz mit dem Jahresfest des Diakonissen-Mutterhauses.

Wie kamen wir zu dem Namen „Bleibergquelle“?

Wahrscheinlich seit dem 16. Jahrhundert bestand oberhalb unseres Geländes eine Bleizeche. Es wurden Bleierze abgebaut und verarbeitet, die in der hier bestehenden besonderen Gesteinsformation vorkommen. Offenbar wurde unsere Gegend erst zu dieser Zeit erschlossen und das Blei entdeckt. Ein bestehender Sumpf – wahrscheinlich dort, wo sich jetzt der obere Teich befindet – wurde zur Bleiwäsche genutzt. Sowohl die alte Landschafts-bezeichnung “Krankendell” als auch der heute noch so genannte “Waschenberg” weisen auf diese Verwendung unseres Geländes hin.

1772 soll das Bergwerk stillgelegt worden sein. Langenberger Kaufleute unter Leitung von Friedrich Harkorts nahmen 1844 den Bleiabbau wieder auf. Die Erzgewinnung erreichte in den 1880-er Jahren seine letzte Blüte infolge der Hochkonjunktur auf dem Blei-Zink-Markt, allerdings nur bis zum Jahre 1901. Die Bleizeche wurde dann als Wohnhaus genutzt und brannte 1924 ab.

Baumeister Heinrich Wassermann baute dann das Gelände der Bleiwäsche unter großem Aufwand zu einem Kurgelände um. Neu entstanden auch die beiden Teiche in der heutigen Form.

Unser Mutterhaus war das ursprüngliche Kurhaus. Auch der Name “Bleibergquelle” stammt vom Erbauer, der allerdings zunächst ein reiner Phantasiename war, da niemand von einer Quelle wusste. Das Wasser der damaligen “Quelle” stammte aus dem Ausgang des alten Stollens und war der Abfluss des Zechenwassers.

Erst beim Aushub für Haus Bergesruh ist eine Quelle entdeckt worden. Das heute in die Teiche fließende Wasser ist gemäß vorgenommener Messungen frei von irgendwelchen Bleirückständen. Der kostspielige “Kur”-Betrieb rentierte sich offenbar auf Dauer nicht und wurde 1940 aufgegeben.

1942 übernahm die DAF (Deutsche Arbeiterfront) das Gelände und wandelte es zu einem Erholungsheim für Arbeiter der Rüstungsindustrie um.

Nach der Verwahrlosung des Geländes durch die Wirren nach Kriegsende konnten die im Westen arbeitenden Schwestern aus Elbingerode im November 1945 die Bleibergquelle als ihr Mutterhaus “Neuvandsburg-West” übernehmen.

Als am 9. November 1989 die Mauer fiel und die Teilung Deutschlands ihr Ende fand, änderten wir unseren Namen in “Bleibergquelle” um. So gab es keine Verwechslung mit unserem Stamm-Mutterhaus “Neuvandsburg” in Elbingerode.

Quelle: Aus den Aufzeichnungen von Diakonisse Hannelore Schulz “Geschichte der Bleibergquelle und ihrer Umgebung” und ehemaligen Zeitungsnotizen.